Warum ist Biodiversität so wichtig?

Die Biodiversität ist bedroht. Auch Wildbienen und Co. geht es nicht gut. Deshalb möchten wir als Deutschland summt! Insekten und die heimische Artenvielfalt schützen. Die politischen Rahmenbedingungen sind auf den Weg gebracht. Summen auch Sie mit?

Was ist biologische Vielfalt und warum schwindet sie?

Grafik Insektenordnungen
Die mit Abstand artenreichsten Insektengruppen sind: Hautflügler, Zweiflügler, Käfer und Schmetterlinge. © SMU

Unter „biologischer Vielfalt“ oder „Biodiversität“ versteht man die Vielfalt der Ökosysteme und der Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten.

Die biologische Vielfalt ist weltweit dramatisch rückläufig. Als wichtigste Ursachen dafür gelten:

  • die Veränderungen in der Landnutzung, vor allem die Abholzung von Wäldern und die Umgestaltung natürlicher Ökosysteme zu landwirtschaftlich oder baulich genutzten Flächen
  • Klimaveränderungen
  • die Stickstoffbelastung von Gewässern (Einträge über Kunstdünger, Fäkalien und Autoabgase)
  • die Ausbreitung von nicht einheimischen Arten

Die Artenvielfalt im Tierreich setzt sich in Deutschland (insgesamt 47.700 Arten) zu mehr als 70% aus Insekten zusammen. Sehen Sie in der obigen Grafik die genauere Unterscheidung in der Vielfalt des Insektenlebens.

Biodiversität in Zahlen
Wer gut argumentieren möchte, braucht Zahlen und Fakten: Input für die nächste Biodiversitäts-Diskussion. © SMU

Im Detail: Auswirkungen der Klimaveränderungen auf Biodiversität

Im April 2022 veröffentlichte der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) den dritten Teil seines sechsten Sachstandsbericht.

Einige Kernaussagen des gesamten Berichts:

  • Die Treibhausgas-Emissionen sind so hoch wie nie zuvor.
  • 3445 % der Treibhausgas-Emissionen werden von den 10 % der reichsten Privathaushalte verursacht.
  • Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, ist u. a. eine Änderung des Energiesystems dringend nötig. Das Ziel sollte sein, zu 100 % erneuerbare Energien zu nutzen.

Details finden Sie auf der Website des Umweltbundesamts.

António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, hielt folgende Rede anlässlich der Veröffentlichung des dritten Teils:

Guterres spricht unter anderem vom Aussterben von einer Million Pflanzen- und Tierarten, d. h. von einem massiven Verlust der Artenvielfalt. Er betont daher, dass unsere Ökosysteme dringend Schutz brauchen. Gleichzeitig ruft er zu einem schnelleren Wandel in der Klimapolitik auf:

Eine Umstellung auf erneuerbare Energien wird unseren defekten weltweiten Energiemix wieder ins Lot bringen und Millionen Menschen, die heute unter Klimafolgen leiden, Hoffnung geben.Quelle: übersetzte Videobotschaft zur Vorstellung des Dritten IPCC-Berichts.

Und hier finden Sie den sechsten Sachstandsbericht (Datenblatt).

Bestäuberinsekten sind wichtiger Teil der Biodiversität

Biodiversität: Furchenbiene auf Blüte
Biodiversität fördern mit heimischen Pflanzen: Korbblütler wie Flockenblumen ziehen Wildbienen an. © Hans-Jürgen Sessner

Bienen und andere Bestäuberinsekten haben vermutlich eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Vielfalt der Blütenpflanzen gespielt. Vor rund 120 Millionen Jahren entwickelten sich in einem Prozess der wechselseitigen Anpassung (Koevolution) sowohl die Bienen als auch die Blütenpflanzen mit ihrer großen Vielfalt an Blütenformen, -farben und Blütezeit.

Feinschmecker-Bienen sind eher gefährdet

Wie bei vielen anderen Insekten zu beobachten, so gibt es auch bei Wildbienen einige Arten, die nur von bestimmten Pflanzenfamilien Pollen für ihren Nachwuchs verwerten können. Diese Art der Futter-Spezialisierung nennt man Oligolektie. Sind die Feinschmecker noch stärker spezialisiert und sammeln nur bei einer Pflanzengattung Pollen oder sogar von nur einer Pflanzenart, sprechen wir von monolektischem Sammelverhalten. So wird klar, warum viele Wildbienenarten in den letzten Jahrzehnten in ihrem Bestand stark dezimiert, regional verschwunden oder sogar ausgestorben sind:

  • Mit dem Verschwinden der Pflanzen aus der Kulturlandschaft verschwinden auch die Insekten.
  • Viele Wildbienen können aufgrund ihrer evolutiven Anpassung nicht auf andere Futterpflanzen ausweichen.
  • Ohne ihre Trachtpflanzen sterben sie lokal selbst dann aus, wenn es reichhaltig blüht und ideale Nistplätze vorhanden sind.
  • In Deutschland sind 30 Prozent der Wildbienenarten oligolektisch.

Diese Lebensräume sind wichtig für die Artenvielfalt

Biodiversität und Artenvielfalt: Rote Lichnelke auf artenreicher Wiese.
Biodiversität und Artenvielfalt: Rote Lichnelke auf artenreicher Wiese. © SMU/Cornelis Hemmer

Einige Lebensräume wie Wiesen, also selten gemähtes und nur wenig gedüngtes Grünland, haben eine große Bedeutung für viele Wildbienenarten. Dort wachsen viele unterschiedliche Pflanzen, die spezialisierte Wildbienen als Pollenquelle dringend benötigen. Auch Waldränder, Kies- und Lehmgruben, Feldraine, Straßenböschungen und eine Vielzahl anderer Naturräume bieten jeweils unterschiedlichen Bienenarten geeignete Lebensbedingungen.

Vielfalt ist Artenschutz!

Politische Aktivitäten für den Erhalt der biologischen Vielfalt

Logo International Year of Biodiversity

Zum Schutz der biologischen Vielfalt fanden in den letzten Jahren verschiedene internationale Konferenzen statt.

Hier finden Sie einen Überblick über diese wichtigen politischen Aktivitäten und Entwicklungen – angefangen mit dem Londoner Artenschutzabkommen im Jahr 1933 bis hin zu aktuellen Artenschutz-Bemühungen.

1933: Londoner Artenschutzabkommen

Das „Londoner Artenschutzabkommen“ war der erste internationale Ansatz, um sich dem Thema Artenschutz anzunehmen. Es wurde von neun Mitgliedstaaten unterzeichnet, die sich für den Schutz von 42 Arten verpflichteten. Die meisten dieser Arten zählten zum afrikanischen Großwild. Das Abkommen belief sich im Großen und Ganzen auf Jagd- und Exportbeschränkungen der zu schützenden Arten.

1948: Gründung der Weltnaturschutzunion (IUCN)

Den Namen „IUCN“ erhielt die Union erst im Jahr 1956. Zuvor war sie unter dem Namen „IUPN“ (Internationale Union für den Schutz der Natur) gegründet worden. Zu Beginn zählte sie 56 Mitgliedstaaten. Aktuell sind diese Organisationen und Einrichtungen Mitglied der IUCN.

Seit der Gründung setzt sich die Union für den Naturschutz ein und hatte auch damals eine erste „Liste der bedrohten Arten“ entworfen. Bis heute haben sich die Reichweite und das Aufgabenfeld der Union ausgeweitet. Neben der regelmäßig veröffentlichten „Roten Liste“ und der Ausweisung von Schutzgebieten ist auch das Umweltrecht ein wichtiges Aufgabenfeld der IUCN.

1972: Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen

1972 fand die erste Konferenz der Vereinten Nationen mit dem Schwerpunkt „Umweltpolitik“ statt. Grundlage war, dass eine Verbesserung der Lebensumstände aller nur mit dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlage gegeben sei. Vertreter aus 113 Staaten nahmen an der Konferenz teil und bekannten sich dabei zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Hinblick auf Umwelt- und Naturschutzbelange. Die Konferenz in Stockholm führte zum „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro (Brasilien) im selben Jahr.

1973: Konvention für internationalen Handel mit bedrohten Arten der wilden Flora und Fauna (CITES) oder Washingtoner Artenschutzabkommen (WA)

Einen ersten Entwurf für CITES gab es im Jahr 1964 auf einem Treffen der IUCN. Beschlossen wurde die Konvention im Jahr 1973 von 80 Länder-Vertretern im Rahmen des WA.

CITES ist eine Konvention, die Richtlinien für den Handel mit wildlebenden Tier- und Pflanzenarten bereitstellt, um das Überleben dieser Arten in freier Wildbahn zu sichern. Hier finden Sie die aktuelle Liste der Vertragsparteien.

1992: Erdgipfel in Rio de Janeiro

Der „Erdgipfel“ der Vereinten Nationen baute auf der Konferenz von 1972 in Stockholm auf. Hier unterzeichneten 192 Staaten die UN-Konvention zur biologischen Vielfalt (CBD). Sie ist das zentrale politische Dokument für den Schutz der Biodiversität, auf das sich die Bemühungen auf den verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Ebenen beziehen.

Die „Agenda 21“ als Aktionsprogramm für neue Umwelt- und Entwicklungspartnerschaften zwischen Industrie- und Entwicklungsländern ist das zentrale Ergebnis der Konferenz.

1997: Konferenz Rio + 5

Fünf Jahre nach dem „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro wurde in New York eine Generalsonderversammlung einberufen, zu der 60 Staats- und Regierungschefs kamen. Es wurde eine Bilanz aus dem bisher Erreichten und den zuvor vereinbarten Ziele gezogen und die bisherige Umsetzung der „Agenda 21“ bewertet.

2002: Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung

Zehn Jahre nach dem „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro wurde in Johannesburg der „Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung“ einberufen. Dabei wurde nicht nur Bilanz gezogen, sondern auch ein neuer Aktionsplan verabschiedet. Die Teilnehmenden der Konferenz betonten erneut, dass ein politisches Einwirken auf Klima- und Ressourcenschutz für eine soziale und ökologische Globalisierung notwendig ist und bleibt.

2007: Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt

Die Strategie wurde am 7. November 2007 mit dem Ziel verabschiedet, biologische Vielfalt in Deutschland zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen. Ihre 330 Ziele und 430 Maßnahmen sollten bis Ende des Jahres 2020 erreicht und umgesetzt werden. Hierzu entstand auch das „Bundesprogramm Biologische Vielfalt" – ein Förderprogramm, um ins Handeln zu kommen.

2011: EU-Biodiversitätsstrategie

Die Europäische Kommission veröffentlichte im Jahr 2011 eine EU-Biodiversitätsstrategie, mit der sie bis 2020 den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen wollte. Die Strategie enthält Einzelziele für sechs Themenbereiche, die mit konkreten Maßnahmen erreicht werden sollten.

Bereits im Jahr 2007 verabschiedete die deutsche Bundesregierung die „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“. Die Strategie benennt rund 330 Ziele und rund 430 Maßnahmen und sollte bis zum Jahr 2020 gelten. Zur Umsetzung der Strategie wurde unter anderem das Förderprogramm „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ aufgelegt.

2012: Konferenz für nachhaltige Entwicklung Rio + 20

Zum 20-jährigen Jubiläum des „Erdgipfels“ fand eine weitere UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro statt. Erneut wurde sich zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsprinzipien bekannt. Außerdem wurden wichtige Weichen gestellt, um die noch nicht erreichten Ziele weiterzuverfolgen. Das Konzept der „grünen Ökonomie“ als Wirtschaftsmodell mit Blick auf Umweltbedürfnisse wurde vorgestellt. Darüber hinaus wurde der Beschluss für global gültige Nachhaltigkeitsziele und für das Aufwerten von UN-Umweltprogrammen gefasst.

2015: Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung – Agenda 2030
17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs)
17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) © United Nations

Im Jahr 2015 unterzeichneten alle 193 Mitgliedsstaaten der UN die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. In der Agenda sind 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung zusammengefasst (Sustainable Development Goals = SDGs), die alle politischen Bereiche einbeziehen. Welche SDGs die Initiative „Deutschland summt!“ unterstützt, erfahren Sie auf der Infoseite zur Initiative.

Mehr zu den 17 Zielen, inklusive Tu Du's.

Zu den offiziellen Guidelines (Logo-Nutzung).

2020: Biodiversitätsstrategie für 2030

Ein Meilenstein im Biodiversitätsschutz ist im Mai 2020 erreicht: Die Europäische Kommission stimmte der neuen Biodiversitätsstrategie für 2030 zu! Die Strategie ist zugleich Teil des Aufbauplans der EU.

Inhalt

Die Strategie enthält Vorschläge für EU-Maßnahmen, Verpflichtungen und Ziele, um den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Unter anderem geht es darum, ...

  • auf landwirtschaftlichen Flächen den Bestand an Bestäuberinsekten zu erhöhen.
  • geschädigte Ökosysteme und Flüsse wiederherzustellen.
  • von den europäischen Land- und Meeresgebieten mindestens 30 % in wirksam bewirtschaftete Schutzgebiete umzuwandeln.
  • auf mindestens 10 % der landwirtschaftlichen Fläche Elemente mit hoher Biodiviersität zu nutzen.

Insgesamt werden 20 Mrd. EUR pro Jahr für die Maßnahmen zur Verfügung stehen.

Hier geht es zur ipbes-Website mit dem ausführlichen Meldungstext.

2021: UN-Dekade Wiederherstellung der Ökosysteme
Biodiversität: Ein Ökosystem im Mühlenbecker Land, Brandenburg.
Ein Ökosystem im Mühlenbecker Land, Brandenburg. © SMU/Cornelis Hemmer

Unseren Ökosystemen geht es schlecht! Diesen traurigen Zustand müssen wir schnellstmöglich ändern. Warum? Nur mit funktionierenden Ökosystemen können wir den Lebensunterhalt der Menschen verbessern, dem Klimawandel entgegenwirken und den Zusammenbruch der biologischen Vielfalt stoppen.

Die Vereinten Nationen haben aus diesem Grund die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgerufen. Sie dauert vom Jahr 2021 bis zum Jahr 2030. Die UN-Dekade beginnt am Weltumwelttag am 5. Juni 2021!

Lesen Sie wesentliche Inhalte der UN-Dekade auf Deutsch .

Und machen Sie bei der UN-Dekade mit: So unterstützen Sie die Wiederherstellung von Ökosystemen.

#GenerationRestoration

Auch auf Landes- und kommunaler Ebene gibt es vielfältige Anstrengungen zum Schutz der Vielfalt des Lebens. Die Rahmenbedingungen und Ressourcen zur Umsetzung des Erhalts der Biodiversität müssen dabei stets evaluiert werden, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

Was macht Deutschland summt!, um die Biodiversität zu schützen?

Wir von Deutschland summt! der Stiftung für Mensch und Umwelt (Trägerin der Initiative), setzen uns vor allem für den Schutz und die Verbesserung der Ökosysteme ein, um so einen Beitrag zur Erhaltung der Bienenarten und heimischen Pflanzen zu leisten. So helfen wir mit dem Städtenetzwerk von Deutschland summt!, dass Kommunen die Beschlüsse zur Erhaltung der Artenvielfalt auf kommunaler Ebene umsetzen.

Hier finden Sie ausführliche Informationen zum Thema „Bestäubung“.

Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris)
Eine Blattschneiderbiene kleidet ihre Brutröhre aus. Auch mit Strukturen können wir Biodiversität fördern. © Hans-Jürgen Sessner

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