Wildbienenarten
In Bayern gibt es laut der Roten Liste gefährdeter Bienen Bayerns 506 Wildbienenarten. Allerdings sind davon 40 Bienenarten als ausgestorben oder verschollen aufgeführt. Anders als die Honigbienen leben die meisten Wildbienen nicht in größeren sozialen Einheiten, sondern als Einzelgänger. Sie werden deswegen auch als Solitär- oder Einsiedlerbienen bezeichnet. An die 400 Arten bauen ihre Nester eigenständig, um die 100 Arten parasitieren an anderen Wildbienenarten und sparen sich das eigene Nest. 75 Prozent aller Wildbienenarten nisten im Boden, der Rest sucht sich Pflanzenhalme oder nutzt Fraßgänge von Käfern im Holz. Die Holzbiene bohrt sich eigene Löcher in Totholz, und einige Hummeln nutzen Baumhöhlen, um dort ihre kleinen Staaten zu gründen.
Die kleinsten Wildbienen in Deutschland sind nur 4 Millimeter groß (Sand-Steppenbiene), andere Arten haben eine Größe von bis zu drei Zentimetern. Ebenso wie die Honigbienen haben Wildbienen eine große Bedeutung als Bestäuber von Bäumen, Blumen und Nutzpflanzen. Erst in der "Zusammenarbeit" von wilden Insekten, darunter vor allem auch Wildbienen, und Honigbienen werden die besten Bestäubungsleistungen erreicht. (Mehr dazu bei Welt.de, dem Tagesspiegel und dem Deutschlandfunk.) Wildbienen müssen keinen großen Honigvorrat verteidigen und haben deshalb nur einen sehr kleinen Stachel, der nicht durch die menschliche Haut stechen kann.
Bildnachweis: © Hans-Jürgen Sessner
Wildbienen-Bestimmungsschlüssel für einige Arten an Nisthilfen
Wildbienen und ihre Futterpflanzen
Wie auch bei vielen anderen Insektenarten gibt es unter den Wildbienenarten einige, die sich auf einzelne Pflanzenfamilien bei der Aufnahme von Pflanzenpollen und Nektar spezialisiert haben. Diese Art der Futter-Spezialisierung nennen wir Oligolektie. Sind die Wildbienen noch stärker spezialisiert, das heißt sammeln sie Pollen nur bei einer Pflanzengattung oder sogar von nur einer Pflanzenart bezeichnen wir das als monolektische Verhaltensweise. Wildbienenarten, die nicht auf einzelne Pflanzenfamilien spezialisiert sind, werden zu den polylektischen Arten gezählt. Sie nehmen sowohl Pflanzenpollen und Nektar von Lippenblütlern, Rachenblütlern oder Korbblütlern u.v.a.m. auf.
So erklärt sich auch, dass viele der Wildbienenarten sich in den letzten Jahrzehnten in ihrem Bestand stark dezimiert haben, regional sogar verschwunden sind oder sogar ausgestorben sind. Mit dem Verschwinden der Pflanzen aus unserer Kulturlandschaft, verschwinden auch die Insekten. Wildbienen können aufgrund ihrer evolutiven Anpassung nicht auf andere Futterpflanzen ausweichen. Sie sterben ohne ihre Trachtpflanzen lokal selbst dann aus, wenn es reichhaltig blüht und ideale Nistplätze vorhanden sein mögen. In Deutschland sind 30 Prozent der Wildbienen oligolektisch.
Eine Liste von Futterpflanzen und den Wildbienen, die von ihnen profitieren, finden sie hier (PDF).
Weitere Informationen finden Sie auch auf folgender Webseite:
http://www.wildbienen.info/bluetenbesuch/oligolektie.php
Das Institut für Bienenkunde Celle - LAVES - stellt in einer umfangreichen, informativen Tabelle die Lebensweise und die ökologische Bedeutung von Bienen, Wespen und Hornissen dar.
Lebenszyklus einer Wildbiene
Der Lebenszyklus einer Wildbiene sieht im Allgemeinen so aus, dass sich das weibliche Tier einen geeigneten Hohlraum sucht. Diesen nutzt sie als Nistraum, um ihn für die Nachkommen herzurichten. Sie trägt Pollen und Nektar ein und legt meist ein Ei zum Futtervorrat. Dann wird die Kammer mit für die Bienenart spezifischem Baumaterial geschlossen (bspw. Lehm oder Sandkörner) und es folgt die nächste Kammer. Die Nester werden auch gegen Fressfeinde oder parasitierende Feinde am Ende verschlossen. Das sog. Pollenbrot reicht als Nahrung für die gesamte Entwicklung vom Ei über das Larvenstadium bis zur fertigen Biene.
Nach 4 bis 10 Tagen schlüpfen aus den Eiern die Larven. Diese wachsen während 2 bis 4 Wochen über mehrere Larvenstadien bis zur Puppe. Sie überdauern auch im Puppenstadium den Winter. Vor dieser Ruhephase spinnen die Larven der meisten Arten einen Kokon aus Seide. Durch den Kokon geschützt kann sich nun die Verwandlung (Metamorphose) zur ausgewachsenen Biene vollziehen.
Da die Männchen einen kürzeren Zeitraum für die Metamorphose (Ei → Larve → Puppe → Biene) benötigen, verlassen sie zuerst den Nistraum und dann folgen die Weibchen. Anschließend bauen die Weibchen selbst Nester und legen Eier. Sie sterben meist bevor ihre Nachkommen schlüpfen. So ergibt sich bei den meisten Wildbienenarten ein einjähriger Lebenszyklus.
Solitärbienenweibchen erbringen aus 20-40 Larven maximal 10 Nachkommen für die Folgegeneration. Bei sozialen Bienen ist diese Zahl wesentlich höher. So schaffen soziale Bienen manchmal bis zu 1500 Nachkommen. Die staatenbildenden Hummeln beispielsweise kommen auf 100-800 Nachkommen während eines Lebenszyklus.
planet wissen über Wild- und Honigbienen, als Studiogast der Bienenexperte Prof. Dieter Wittmann
Unser Wildbienen-Folder mit vielen tollen Informationen
In unserem Folder „Wildbienen“ finden Sie allerlei Wissenswertes zu den Bestäuberinsekten. Die Datei können Sie auf dieser Webseite unten unter „Downloads“ als PDF-Datei herunterladen.