Wespen und Hornissen

Wespe
Hornisse © Hans-Jürgen Sessner

Der Name "Wespe" ist umgangssprachlich ein Sammelbegriff für eine relativ große Gruppe von Insekten. Der korrekte Name für die Wespen, die wir gemeinhin meinen, ist Faltenwespe (Vespidae). Der Name weist darauf hin, dass die Flügel der Tiere in Ruhelage längsgefaltet sind. Die Faltenwespen sind meist schlank, gelb-schwarz gestreift und besitzen je nach Art unterschiedliche Gesichtsfelder und Streifen auf dem Hinterteil. Zu der Familie der Faltenwespen gehören weltweit etwa 4.000 Arten, davon sind ca. 100 Arten in Mitteleuropa heimisch. Sie werden in zwei Unterfamilien aufgeteilt: die Echten Wespen (Vespinae) und die Feldwespen (Polistinae).

Zu den Echten Wespen zählen unter anderem die Hornisse (Vespa crabro), die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris). Bei diesen staatenbildenden Faltenwespen überwintern nur die Königinnen. Sie gründen im Folgejahr einen neuen Wespenstaat. In Mitteleuropa gibt es elf Echte Wespenarten. Nicht alle sind staatenbildend. Einige wenige Arten sind in eine sogenannte sozialparasitäre Lebensart übergegangen, so zum Beispiel die Österreichische Kuckuckswespe (Vespula austriaca). Diese Kuckuckswespe dringt in ein fremdes Wespennest ein und versucht die Königin zu töten. Bei Erfolg übernimmt sie den Wespenstaat.

© GreenMediaNet, Berlin

Soziale Faltenwespen

Wespen sind lästig, räuberisch, pauschal aggressiv und gefährlich
So die langläufige Meinung in weiten Teilen der Bevölkerung.

Außerhalb des Nestbereiches meiden die meisten Wespenarten allerdings die Begegnung mit dem Menschen. Die erwachsenen Tiere ernähren sich vorwiegend von süßen Baum- und Pflanzensäften, Blütennektar oder dem Honigtau von Blattläusen. Dies begründet teilweise den Konflikt mit dem Menschen, denn allzu gern bedienen sich manche Wespen auch an unserem zuckerhaltigen Nahrungsangebot. Dies gilt jedoch nur für zwei Wespenarten in Mitteleuropa, die Gemeine- (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica) (Witt 1998).

Dabei erfüllen Wespen wichtige ökologische Funktionen im Naturhaushalt. Sie dienen der natürlichen Schädlingsbekämpfung, denn sie jagen Insekten für die Aufzucht ihrer Nachkommen. Dadurch, dass sie tierisches Eiweiß für ihre Brut benötigen, sind sie von ihren vegetarischen Verwandten abzugrenzen.

Soziale Faltenwespen gehören, wie auch unsere Wild- und Honigbienen, zu den Hautflüglern (Hymenoptera). Zu unterscheiden sind diese anhand des Übergangs zwischen Bruststück (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). Bei den Echten Wespen (Vespinae) kommt es zu einer abrupten Erweiterung des Hinterleibs unterhalb der Wespentaille, wohingegen sich bei den Feldwespen (Polistinae) eine eher stabförmige Gestalt anschließt.

Ihre soziale Lebensweise äußert sich bei allen Faltenwespenarten in einem ähnlichen Verhalten. Dabei werden alle Wespenstaaten im Frühjahr von ihrer zuvor überwinternden Königin gegründet. Nach dem Nestbau entwickeln sich zunächst die Arbeiterinnen, welche im weiteren Jahesverlauf (Sommer bis Herbst) die Jungköniginnen und Männchen versorgen und den schnellen Ausbau des Nestes vorantreiben. Dies entlastet die Altkönigin, welche nach dem Ausschlüpfen der Arbeiterinnen das Nest immer seltener verlässt und in der Folge durch Eierlegen kontinuierlich für weiteren Nachwuchs sorgt. Die alte Wespenkönigin stirbt daraufhin im Spätherbst. Auch die Arbeiterinnen und Drohen erleben den Wintereinbruch nicht mehr. Lediglich die zuvor begatteten Jungköniginnen überwintern an frostgeschützten Plätzen (z.B. in morschem Holz). Die alten, aus Holzpapier gefertigten Nester werden im Folgejahr nicht erneut belegt.

Es gilt, diese Tiere eben nicht ausnahmslos als lästig und aggressiv einzustufen. Sie sind wichtige Blütenbestäuber und beseitigen frische Tierkadaver. Soziale Faltenwespen sind ein unverzichtbar wertvoller Teil im komplexen heimischen Artengefüge. Als dieser sind sie ebenso erstaunlich wie unsere Wild- und Honigbienen und verdienen unsere Wertschätzung.

Als ersten Überblick ist der aktuelle Folder des Minsiteriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandburg zu nennen. Hier finden sich nützliche Informationen zur Lebensweise und -zyklus sowie zum Schutz von Wespen.   

Rechtliches zu Wespen und Hornissen

Relevante Paragraphen im Bundesnaturschutzgesetz zu Wespen, Hornissen & Co.:

  • § 39 BNatSchG - allgemeiner Schutz von Tier- und Pflanzenarten (in unserem Fall wären das sämtliche Wespenarten, Wildbienen, Hummeln und Ameisen)
     
  • § 44 BNatSchG - für besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten (nach Bundesartenschutzverordnung, in unserem Fall sind das Hornissen, Wildbienen (inkl. Hummeln) und Waldameisen)
     
  • In § 67 BNatSchG geht es um die Befreiung
    § 67 (1) Nr.2 regelt die Ausnahmen, die vom § 44 befreien, sodass mit der Befreiung (auf Antrag) Hornissen umgesiedelt werden dürfen.

Welches Bußgeld für einen schadhaften Umgang mit Wespen droht, erfahren Sie auf der Website des Bußgeldkatalogs.

Kurzkopfwespen – Vespula

Für diese Gattung sind weltweit bisher 26 Arten nachgewiesen. In Deutschland sind drei Arten vertreten. Den Namen verdanken sie dem kurzen Abstand zwischen Augenrand und Mundwerkzeug (Mandibel). Kurzkopfwespen betrieben echte Brutpflege mit bis zu mehreren tausend Individuen in ihren Papiernestern aus Holzfasern. Diese Staaten existieren jedoch nur eine Saison lang. Große Staaten die länger als ein Jahr bestehen gibt es bei uns nur unter Ameisen und Honigbienen (Spillner 2015).

Gemeine Wespe (Vespula vulgaris)
Gemeine Wespe (Vespula vulgaris)

Merkmale: Königin bis 20 mm - Arbeiterinnen 11-14 mm - Drohnen 13-17 mm.

Unterscheidungsmerkmal zur ebenfalls häufig vertretenen Deutschen Wespe (Vespula germanica) ist der breite schwarze ankerförmige Längstreifen auf dem Kopfschild (Strinplatte). Variable gelb-schwarze Hinterleibszeichnung (Stresemann 2011).

Lebensraum: hohe Affinität für offenes und trockenes Gelände und Wärmeinseln. Häufig im Siedlungsbereich anzutreffen. Ihre Nester baut die Gemeine Wespe an dunklen, geschützten Orten – sogenannte Dunkelhöhlennister: entweder unterirdisch (Kanninchen- oder Maulwurfbauten, Mäusenester usw.) oder oberirdisch (Dachstühle, Rollladenkästen, Geräteschuppen etc.). Das dabei verwendete Material besteht aus zerkauten, eingespeichelten möglichst mürben Holzfasern, was dem Nest eine helle Beigefärbung verleiht.

Lebensweise: Langer Lebenszyklus - Königin aktiv ab Mitte April (Nestsuche), erste Arbeiterinnen ab Mai/Juni, Männchen und neue Königin August bis Ende Oktober. Größte Populationsstärke meist ab Mitte September. Im Wespenstaat herrscht Arbeitsteilung im Sinne von Nestbau und –pflege, Larvenfütterung, Versorgung der Königin und Nahrungsbeschaffung.

Nahrung: Larven und Aas diverser Insektenfamilien, bevorzugt Fliegen – dabei wird nur das Bruststück zurück zum Nest für die Aufzucht gebracht (Bellmann 1995). Nektar, Pollen, kohlenhydrathaltige Baum-, Pflanzen- und Obstsäfte dienen der eigenen Nahrungsaufnahme.

Besonderheiten: Eine der häufigsten Wespenarten Mitteleuropas. Abhängig von der Nestgröße leben ca. 500–7.000 Tiere in einem Volk. Bei einem Wespenstich werden Alarmpheromone freigesetzt, welche weitere Artgenossen mobilisieren.

Deutsche Wespe (Vespula germanica)
Deutsche Wespe (Vespula germanica)

Merkmale: Königin bis 20 mm - Arbeiterinnen 12-16 mm - Drohnen 13-17 mm.

Unterscheidungsmerkmal zur ebenfalls häufig vertretenen Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) sind die ein bis drei schwarzen Punkte, bzw. kleine geschlossene oder unterbrochene schwarze Striche auf dem Kopfschild. Variable gelb-schwarze Hinterleibszeichnung (Stresemann 2011).    

Lebensraum: Verbreitung in fast ganz Europa, Teilen Asiens, Afrikas bis Neuseeland. Meist an dunklen verborgenen Standorten – Dunkelhöhlennister. Vorkommen in fast allen Landschaftsformen. Zu finden ist die Deutsche Wespe in Erdhöhlen und Löchern (Kanninchen- oder Maulwurfbauten, Mäusenester usw.), im Siedlungsbereich unter Dächern, Zwischenräumen und Nischen an und in Gebäuden. Das verwendete Material besteht aus zerkauten eingespeichelten möglichst mürben Holzfasern von beispielsweise Weidenpfählen. Das Nest besitzt dadurch eine graue Färbung.

Lebensweise: Langer Lebenszyklus – Königin gründet den Staat im Frühjahr allein. Wabenstruktur ähnlich der der Bienen, jedoch mit horizontaler Anordnung. Die Aufzucht erfolgt nach dem gleichen Ablauf wie bei der Gemeinen Wespe, was eine intensive Brutpflege mit einschließt. Dabei herrscht auch die gleiche fein abgestimmte Arbeitsteilung. Die größte Populationsstärke wird meist ab Mitte September mit bis zu 8.000, in  Einzelfällen bis zu 10.000 Individuen erreicht (Bellmann 1995). Die Deutsche Wespe lebt bis max. in den November hinein, lediglich die junge Königin überlebt und gründet im darauffolgenden Frühjahr einen neuen Staat.

Nahrung: Fliegen, Mücken, Motten, Raupen und Spinnen. Sie lieben auch süße Baum-, Pflanzen und Obstsäfte und überreifes Obst. Die Larven werden mit Fleisch und Insekten gefüttert.

Besonderheiten: Ebenfalls sehr häufig vorkommende Wespenart in Mitteleuropa. Seit 2008 ist jedoch ein Rückgang der Population  zu verzeichnen.

Rote Wespe (Vespula rufa)
Rote Wespe (Vespula rufa) auf Sichelblättrigem Hasenohr (Bupleurum falcatum)

Merkmale: Königin 16-20 mm - Arbeiterinnen 10-14 mm - Drohnen 13 - 16 mm.

Namensgebend ist die rötlich braune Färbung an den ersten beiden Hinterleibsringen. Sie besitzen einen schwarzen Kopf mit gelben Mundwerkzeugen und gelbem Gesicht, in dessen Mitte sich eine pfeilähnliche schwarze Zeichnung zeigt (Stresemann 2011).

Lebensraum: Nistet fast ausschließlich unterirdisch, daher an dunklen, geschützten Standorten z.B. in verlassenen Maulwurfs- oder Mäusebauten. Auch offene Flächen und feuchte Biotope werden als Nistplatz eingerichtet. Anders als Ihre Artverwandten Kurzkopfwespen (Vespula) lässt sich die Rote Wespe eher selten im Siedlungsbereich finden. Ihre aus abgestorbenen Bäumen bestehenden Nester sind glatt und grau gefärbt und erreichen eine Größe von etwa 20 cm.

Lebensweise: Kurzer Lebenszyklus – Nest- und Nahrungssuche der Königin beginnt im April. Die ersten Arbeiterinnen treten ab Ende Mai in Erscheinung. Ihr Lebenszyklus endet bereits Anfang bis Mitte September. Ihre Staaten umfassen 150–350 Individuen. Auch hier überwintert die junge Königin nach dem Tod des Wespenvolkes in einem frostgeschützten Bereich um im darauffolgenden Frühjahr einen neuen Staat zu gründen. Sie meidet die Nähe zum Menschen und gilt als friedfertig.

Nahrung: Die Rote Wespe ernährt sich größtenteils vom Nektar von Doldenblütlern (Apiaceae) und vom Honigtau. Fliegen- und Mückenarten dienen der Larvenfütterung. 

Besonderheiten: Bei den Königinnen fällt die rote Zeichnung nur sehr schwach aus. Die Rote Wespe gilt gegenwärtig als nicht gefährdet. Sie ähneln der seltenen Norwegischen Wespe (Dolichovespula norwegica). Sie geht niemals an Lebensmittel. 

 

Langkopfwespen – Dolichovespula

Diese sozialen Faltenwespen sind weltweit mit 18 Arten vertreten. Von diesen sind sechs Arten in Mitteleuropa heimisch. Ihren Namen verdanken sie dem Abstand zwischen Augenrand und Mundwerkzeug (Mandibeln). Durch diese Eigenschaft ist es ihnen möglich auch an tiefsitzenden Nektar zu gelangen. Diese sich schnell entwickelten Arten gelten als friedfertig (Witt 1998). 

Mittlere Wespe (Dolichovespula media)
Mittlere Wespe (Dolichovespula media)

Merkmale: Königin 18-22 mm - Arbeiterinnen 15-19 mm - Drohnen 15-19 mm.

Die Mittlere Wespe zeigt eine große Variabilität in der Färbung von kräftigem rotgelb bis schwarz. Wobei letzteres eher auf die Arbeiterinnen und Drohnen zutrifft. Je kühler das Nest während der Larvenentwicklungszeit des jeweiligen Tieres war, desto höher ist der Schwarzanteil in der Gesamtfärbung.

Lebensraum: Vorwiegend in Mitteleuropa, Britische Inseln, Skandinavien, Südeuropa (nur im Gebirge), selten in Spanien, Russland, Mongolei, Korea und Japan. Freinisterin, daher Nester gut sichtbar und freihängend. Baut kugelförmige und wasserabweisende Nester. Vorzugsweise in lichten Wäldern, Hecken, Büschen und Bäumen. Ebenso im Siedlungsgebiet zu finden. Ihre Nestfarbe ist grau.

Lebensweise: Kurzer Lebenszyklus – Anfang Mai bis Mitte August/ September. Ihre Nester bauen sie größtenteils aus Pappelholz. Junge Nester besitzen einen Schlauchförmigen Eingang, welcher im Laufe der Zeit jedoch wieder entfernt wird. Mehrere Generationen von Arbeiterinnen im Jahr. Das Volk entwickelt sich schnell, stirbt aber relativ früh, bereits im August. Die Staaten der Mittleren Wespe umfassen in etwa 900-1700 Individuen.

Nahrung: Entweder eiweißreich für die Larvenfütterung (Insekten, Aas, Fleisch), oder kohlenhydratreich (Blütenstaub, Früchte, Baum-, Pflanzen und Obstsäfte).

Besonderheiten: Bereits seit 1984 auf der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Königin kann mit der Hornisse (Vaspo crabro) verwechselt werden.

Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica)
Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica)

Merkmale: Königin 15-18 mm - Arbeiterinnen 11–14 mm - Drohnen 13-15 mm. Die Sächsische Wespe besitzt variable Zeichnungen auf Kopfschild und Hinterleib (Stresemann 2011). Am Kopfschild befinden sich drei nach oben zeigende Zacken, der sogenannte Clypeusfleck.

Lebensraum: Zu finden sind diese Langkopfwespen in den Pyrenäen, Mittel- und Nordeuropa bis Japan. Sie lebt in lichten Wäldern, offenen Landschaften und oft im Siedlungsbereich des Menschen. Dabei muss das Nest stets vor Wind und Regen geschützt sein, da es nicht wasserabweisend ist. Somit sind ihre Behausungen häufig auf dem Dachboden oder im Geräteschuppen zu finden. Die grau gefärbten Nester beherbergen im Durchschnitt 100–300 und maximal 1000 Individuen.

Lebensweise: Kurzer Lebenszyklus – Mitte Mai bis Anfang September. Die Sächsische Wespe durchläuft dabei eine sehr rasche Entwicklung. Die Lebensdauer der Arbeiterinnen steigert sich im Verlauf der Saison von wenigen Tagen zu mehreren Wochen. Fertile Weibchen und Männchen schlüpfen erst gegen Ende des Sommers. Die an den geschützten Orten befindlichen länglichen Nester sind freihängend und bestehen aus verwitterten eingespeichelten Holzfasern.   

Nahrung: Hauptnahrung der Arbeiterinnen sind Baum-, Pflanzen- und Obstsäfte, Blütennektar und Honigtau der Blattläuse. Für die Aufzucht werden tierische Eiweiße einer Vielzahl von Insektenarten genutzt (Insektenjagd, Aas und Fleisch).

Besonderheiten: Sächsische Wespe ist ausgesprochen an den menschlichen Siedlungsbereich angepasst und dabei eine sehr friedliche Wespenart. Starke Ähnlichkeiten zur Waldwespe (Dolichovespula sylvestris). Sie ist die am häufigsten vorkommende Langkopfwespe in Mitteleuropa.

Nest der Sächsischen Wespe (Dolichovespula saxonica)
Norwegische Wespe (Dolichovespula norwegica)
Norwegische Wespe (Dolichovespula norwegica)

Merkmale: Königin 15-19 mm - Arbeiterinnen 12–15 mm - Drohnen 14-16 mm.

Ihrem Äußeren nach zeigen Norwegische Wespen die typische schwarz-gelbe Warnfärbung. Auffällig ist die rötlich-braune Färbung der ersten beiden Hinterleibsringe, wie dies auch bei Hornissen (Vespa crabro) und Roten Wespen (Vespula rufa) beobachtet werden kann. Diese Kennzeichnung kann jedoch fehlen. Außerdem besitzt sie bisweilen eine an eine Speerspitze erinnernde schwarze Zeichnung auf dem Kopfschild. 

Lebensraum: Dolichovespula norwegica ist in ganz Mitteleuropa verbreitet. Weitere Vorkommen sind in Skandinavien, Schottland und den Alpen zu finden. Dabei ist sie in bergigen Regionen, wie Mittelgebirgswäldern, wesentlich häufiger zu finden als im Flachland. Waldränder, Wiesen, Gebüsche und kühle Nadelwälder in höheren Lagen zählen zu ihren Habitaten, in denen sie als dominante Art auftritt. Im Siedlungsbereich des Menschen ist sie eher selten zu beobachten. Ihre Nester errichten sie zumeist in niedriger Höhe, in Sträuchern oder Wurzeltellern von vom Windwurf betroffenen Bäumen.  

Lebensweise: Kurzer Lebenszyklus – Die emsigen Königinnen sind ab April auf Nestsuche, erste Arbeiterinnen verrichten ihre Tätigkeit ab Ende Mai. Ihr Dasein verbringen Norwegische Wespen bis in den September hinein. In etwa 200–300 Individuen bewohnen die maximal fußballgroßen graugelben Nester aus gesundem oder leicht verwittertem Holz. 

Nahrung: Doldenblütler zählen zu ihrer Hauptnahrungsquelle. Außerdem sammelt sie den Honigtau von Blattläusen. Wie auch bei ihren Artgenossen üblich, benötigt sie tierische Proteine zur Aufzucht ihrer Brut. Dabei macht sie Jagd auf die unliebsamen Stechmücken, diverse Fliegenarten und weitere Insekten. 

Besonderheiten: Die Norwegische Wespe sucht vermehrt feuchte Standorte auf und ist ein “mehr oder weniger reines Waldtier“( Kemper & Döhring 1967).

 

Waldwespe (Dolichovespula sylvestris)

Merkmale: Königin 15-19 mm - Arbeiterinnen 13–15 mm - Drohnen 14-16 mm.

Die schwarz-gelbe Waldwespe weist eine vergleichsweise starke Behaarung mit wenig variabler Zeichnung am Kopf (Clypeus) auf. Eine wirkliche Unterscheidung zu anderen Langkopfwespen kann nur anhand der Genitalien getroffen werden.

Lebensraum: Neben ihrer Verbreitung in Europa (bis Südskandinavien), findet man diese Art auch in Nordafrika und Asien. Dabei favorisieren sie lichte Wälder aber auch offene Landschaften. Ebenso häufig anzutreffen sind die Tiere im Siedlungsbereich des Menschen. Die freihängenden Nester werden an geschützten Stellen  errichtet, weshalb man sie auf Dachböden, in Geräteschuppen, Rollladenkästen oder auch Nistkästen von Vögeln auffinden kann. Ebenso zählen dicht gewachsene Hecken und Erdhöhlen zu ihren Habitaten.  

Lebensweise: Kurzer Lebenszyklus –  Anfang Mai begibt sich die Königin auf die Suche nach einem neuen geeigneten Nest. Dieses besitzt eine graue Färbung mit weißen und grünen Streifen (Ringsegmente) aus verwittertem Holz. Die Nester von Dolichovespula sylvestris erreichen maximal die Größe eines Basketballs. Die ersten, kurzlebigen Arbeiterinnen erscheinen dann ab Mai. Der Lebenszyklus der Waldwespe ist Ende Juli, spätestens Mitte September durchlaufen. Im Durchschnitt finden sich 200–300 und höchstens 800 Individuen in einem Staat.

Nahrung: Diese Langkopfwespe bevorzugt, wie die Norwegische Wespe, Blütennektar von Doldenblütlern. Zur Vermehrung ihrer Brut benötigt die Waldwespe tierisches Eiweiß.

Besonderheiten: Es besteht Verwechslungsgefahr mit der Sächsischen Wespe (Dolichovespula saxonica). Neben den morphologischen Ähnlichkeiten baut sie auch ähnliche Nester. Die Waldwespe wird von Dolichovespula omissa parasitiert. Dabei übernimmt die Waldkuckuckswespe das Nest der Waldwespe, indem sie die Königin tötet und anschließend die Arbeiterinnen den eigenen Nachwuchs großziehen lässt.  

 

Hornissen – Vespa

Für diese Gattung sind insgesamt 23 Arten nachgewiesen. In Deutschland treten zwei Farbvarietäten der Vespa crabro auf (Kemper & DÖHRING  1967). Die Asiatische Riesenhornisse (Vespa mandarinia) ist wahrscheinlich die größte Wespenart der Erde. Die Königin dieser Art erreicht eine Körpergröße von bis zu 6 cm.

Hornisse (Vespa crabro)
Hornisse (Vespa crabro)

Merkmale: Königin 23-35 mm - Arbeiterinnen 18–25 mm - Drohnen 21-28 mm.

Hornissen besitzen eine variable schwarze Zeichnung auf gelbem Grund. Dazu kommt eine charakteristische rötliche Färbung mit zwei roten v-förmigen Längsstreifen auf dem mittleren Rumpf und einer roten Stirn. Im Gegensatz zu anderen sozialen Faltenwespen besitzt sie keine schwarze Zeichnung auf dem Kopfschild.

Lebensraum: Die Hornisse ist in Nord- und Mitteleuropa verbreitet. Ihr Vorkommen erstreckt sich vom Atlantik bis zur Pazifikküste Russlands und darüber hinaus (Korea und Japan). In Deutschland ist sie flächendeckend verbreitet, dabei auch häufig im Siedlungsbereich des Menschen zu finden. Vor allem müssen ihre Standorte regengeschützt sein. Den Nestbau betreibt Vespa crabro dabei in natürlichen Baumhöhlen, alten Schuppen, Holzverschalungen, Rollladenkästen und Dachböden.

Lebensweise: Langer Lebenszyklus –  Im April unternimmt die überwinterte Königin erste Erkundungsflüge für den Nestbau. Ihre Nester nehmen durch das stark vermoderte Totholz als Baumaterial eine rotbraune bis orangefarbene Prägung an. Die ersten Arbeiterinnen fliegen ab Juli. Auf dem Entwicklungshöhepunkt befinden sich zwischen 400–700 Individuen im Nest. Die letzten Arbeiterinnen sterben teilweise erst Anfang November.

Nahrung: Die Hornisse ist eine wenig wählerische Generalistin, welche eine Vielzahl von Insekten, Spinnentieren und teilweise auch Bienen für den Nachwuchs erjagt. Für die eigene Versorgung stehen vorwiegend zuckerhaltige Baumsäfte und selten Blütennektar zur Auswahl. 

Besonderheiten: Sie ist das größte staatenbildende Insekt Mitteleuropas und unsere größte heimische Faltenwespe. Seit 1987 ist die Hornisse eine besonders geschützte Art. Dies beinhaltet, dass jegliche Eingriffe gegen Einzeltiere und an ihren Nist-, Wohn- oder Zufluchtsstätten verboten sind. Verwechslungen können mit der Königin der Mittleren Wespe (Dolichovespula media) auftreten.    

Detailaufnahme Hornisse (Vespa crabro) bei der Wasseraufnahme

 

Feldwespen – Polistes

Diese vielfältige Gattung beinhaltet weltweit 630 Arten, welche überwiegend in den Tropen und Subtropen zu finden sind. In Deutschland sind vier Arten und eine Kuckuckswespe heimisch. 

Gallische Feldwespe (Polistes dominulus)
Gallische Feldwespe (Polistes dominulus) auf einem Ahornblatt

Merkmale: Königin 15-18 mm - Arbeiterinnen 11–15 mm - Drohnen 11-15 mm.

Die Gallische Feldwespe zeigt eine gelb-schwarze Färbung und hat einen langgezogenen Körper. Charakteristisch sind die zwei gelben Flecken auf dem zweiten Hinterleibssegment. Ihr Kopfschild ist zumeist komplett gelb gefärbt. Als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Faltenwespen dienen die langen Beine, welche orangefarbene Enden aufweisen.

Lebensraum: Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile Europas, wobei sie inzwischen immer weiter in nördliche Gefilde vorstößt (Norddeutschland und Dänemark). Besonders häufig findet sie sich südlich der Mainlinie. Natürlicherweise kommen sie auch in Asien und durch Verschleppung in Japan, Australien, Nordamerika und Chile vor. Ihre Habitate finden sich in offenem und warmem Gelände. Die Behausungen werden auf Wiesen, Heiden und im Siedlungsbereich des Menschen errichtet. Daher nistet sie auch unter Dächern, in Schuppen, Mülltonnenunterständen und anderen warmen Plätzen.

Lebensweise: Langer Lebenszyklus – Die Königinnen erscheinen bereits ab März, bzw. Anfang April um handtellergroße Nester an Pflanzenstängeln oder Steinen einzurichten. Die kleinen Nester (ca. 10 cm) besitzen nach außen keine Hülle, wie sonst bei anderen Wespennestern üblich. Die ersten Arbeiterinnen fliegen dann ab Anfang Juni.  Die friedlich lebenden Tiere fliegen bis etwa Mitte September, ehe die Saison zu Ende geht. Sie bilden kleine Wespenstaaten mit 10-30 Individuen, maximal aber 50 Tieren.

Nahrung: Die Gallische Feldwespe ernährt sich vorwiegend vom kohlehydrathaltigen Nektar von Doldenblütlern (z.B. Dill). Zur Versorgung ihrer Brut werden kleine Insekten, wie etwa Stechmücken und Fliegen, gejagt.

Besonderheiten: Am Nestbau beteiligen sich mehrere Königinnen, wobei sich ein Alphatier über Rangkämpfe etabliert. Diese Kompetenzrangeleien können im Verlauf der Saison immer wieder aufkommen. 

Heide-Feldwespe (Polistes nimpha)
Heide-Feldwespe (Polistes nimpha) beim Nestbau

Merkmale: Königin 13-16 mm - Arbeiterinnen 11–15 mm - Drohnen 12-15 mm.

Der spindelförmige Körper der Heide-Feldwespe weist die typische schwarz-gelbe Warnfarbe auf. Der Thorax kennzeichnet sich durch einige gelbe Flecken auf schwarzem Grund. Wie auch bei der Gallischen Feldwespe (Polistes dominulus) dienen die kastanienbraunen Flügel als gutes Erkennungsmerkmal. Auch die langen hängenden Beine gelten als Charakteristikum dieser Feldwespenart.

Lebensraum: Heimisch ist die Art in weiten Teilen Süd- und Mitteleuropas. Richtung Osten findet man sie bis in den Südwesten Sibiriens. Nordafrika und Zentralasien gehören ebenso zu ihrem Verbreitungsgebiet. Reichhaltige Vegetationsbedeckung und sonnige trockene Habitate in eher offenen Landschaften sind ihre bevorzugten Wohnplätze. Daher kommt sie auch im Siedlungsbereich des Menschen vor. Dies äußert sich anhand der Behausungen in Gärten und naturnahen Biotopen.   

Lebensweise: Kurzer Lebenszyklus – Im Mai beginnen die Königinnen mit dem Nestbau und der Eiablage. Auch hier kommt es zunächst zu Kämpfen um die Vormachtstellung im Staat. Die aus morschen und zerkauten Holzfasern bestehenden Nester haben keine Außenhülle. Daher müssen die Nistplätze besonders wetterbeständig sein. Die Saison der Heide-Feldwespe dauert bis September. Ihre Nester beherbergen dabei 20 bis 40 Tiere, selten bis zu 100 Individuen.

Nahrung: Um Ihrer Aufzucht Nahrung bereitstellen zu können jagt Polistes nimpha nach langsamen Insekten, bzw. Larven wie z.B. Raupen. Wie andere Arten versorgen sie sich als tagaktive Wespen selbst lediglich mit Nektar und Pollen.

Besonderheiten: Die friedliche Heide-Feldwespe kann von einem parasitären Fächerflügler befallen werden. Xenos vesparum bohrt seinen Körper ausschließlich in den Hinterleib von Wespenarten. Dieser beeinflusst nun die Heide-Feldwespe insofern, als das sie ihre Aufgaben zunächst vernachlässigt und schließlich ganz einstellt. Sind mehrere Individuen betroffen kann dies zum Sterben des gesamten Staates führen.

Königin der Heide-Feldwespe am offenen Nest

 

Solitäre Faltenwespen – Eumeninae

Die Solitären Faltenwespen bilden eine Unterfamilie der Faltenwespen. Von den weltweit etwa 3000 Arten leben 82 in Mitteleuropa.

Mauer-Lehmwespe (Ancistrocerus nigricornis)
Mauer-Lehmwespe (Ancistrocerus nigricornis) an künstlicher Nisthilfe
Mauer-Lehmwespe (Ancistrocerus nigricornis) an künstlicher Nisthilfe (© PJT56 Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0)

Der schwarze Körper der Mauer-Lehmwespe mit gelben Zeichnungen findet sich auch bei anderen Arten, Verwechselungen sind daher möglich. Die Art kommt in der Paläarktis bis nach Japan, in Europa sowie im Nahen Osten und in Nordafrika vor. Sie lebt in offenen, sonnigen, feuchten Wiesen-, auf Acker- und Brachflächen sowie in Gärten und Parkanlagen.

Die Lehmwespe bringt jährlich eine Generation hervor (univoltin). Die Körperlänge misst 10 bis 15 Millimeter. Die Männchen treten von Juni bis September auf, während die Weibchen zwischen Februar und Oktober beobachtet werden können. Nach der Begattung sterben die Männchen. Die Weibchen überwintern und erscheinen im Frühjahr wieder. Erwachsene Tiere ernähren sich von Pflanzensäften, Honigtau und Nektar verschiedener Pflanzen, wie zum Beispiel Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Bärenklau (Heracleum), Brombeeren (Rubus fruticosus agg.), Distel-Arten (Carlina, Echinops, Eryngium), Goldruten (Solidago) und Nachtschattengewächsen (Solanaceae).

Die Nester werden von den Weibchen im Frühjahr und frühen Sommer gebaut. Sie nutzen dafür Löcher oder Röhren in Holz oder Pflanzenstängeln wie Holunder und Beerenobst. Gelegentlich nehmen sie auch Bohrlöcher in trockenem Holz oder Pflanzenröhren in künstlichen Nisthilfen in Anspruch. Die Nistkammern werden hintereinander angelegt. Für die Zwischenwände und als Röhrenverschluss kommt ausschließlich mit Speichel vermischter Lehm zur Verwendung. Die Lehmwespe legt ein Ei pro Zelle. Zur Futterversorgung ihrer Nachkommen trägt sie gelähmte Schmetterlingsraupen, hauptsächlich von Wicklern (Tortricidae), ein.

Die Mauer-Lehmwespe (Ancistrocerus nigricornis) ist nicht gefährdet, aber nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 39 bis § 44) geschützt.

Quellen:

 

 

Linktipps:

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